... nun fertig und ich will ich ihn Euch nun zeigen. Im Rahmen des Projektes unserer Gruppe
QuilThür hat ja jede einen kleinen Quilt nach dem Vorbild eines Künstlers gewählt.
Hier übrigens könnt Ihr die Quilts der anderen Gruppenmitglieder und deren Vorbilder ansehen. Es sind wirklich tolle Arbeiten entstanden. Schaut doch mal vorbei.
Ich hatte mich für Amedeo Modigliani entschieden. Schon bei den A 4 - Quilts hatte ich mehrfach die Bücher über ihn in die Hand genommen und mich dann doch immer dagegen entschieden. Nun aber sollte er zu seinem Recht kommen.
Mein Quilt hat eine Größe von 37 x 25 cm, also nur etwas kleiner als A 3 - Format.
Das Original ist 55 x 38 cm groß. Es ist ein Portrait von Jeanne Hebuterne aus dem Jahre 1917. Sie war zu diesem Zeitpunkt gerade mal 18 Jahre alt und die Geliebte, später die Verlobte Modiglianis, der 14 Jahre älter war als sie. Ich habe die Vorlage als Postkarte im örtlichen "Bastelladen" gekauft.
Ich wollte wieder etwas Neues ausprobieren, angeregt von einem Bericht über Marianne Burr in der Patchwork Professional 4/12, den ich in einem früheren Post schon erwähnte. Sie bemalt Seide und bestickt sie dann. Diese Technik schien mir sehr gut geeignet für mein Portrait. Nach dem Vergrößern der Postkarte auf A 3 übernahm ich die Umrisse auf Backpapier. Das legte ich unter ein Seidentuch und malte die Linien mit einem Zauberstift. Das kam dann auf den Rahmen, den ich für das kleinere Format herrichten mußte.
So sicher sind meine Linien, die mit dem Trennmittel Gutta gezeichnet sind, nicht. Mittlerweile male ich nur noch sehr sporadisch auf Seide.
Hier könnt Ihr eine Vorstellung von der Größe der Vorlage bekommen.
Mal wieder ein Seidenbild zu malen, hat mir großen Spaß gemacht. Die Auswahl der Farben, die sich manchmal nur um Nuancen unterscheiden, das Mischen und Verwässern - schön. Noch ein wenig Salz für Effekte und nun hieß es warten, bis es trocken war. Und dann konnte das Besticken beginnen, was sich dann doch las langwieriger als erwartet erwies.
Doch am vergangenen Freitag dann konnte ich den letzten Stich tun. Einige Detailfotos sollen die Arbeitsweise verdeutlichen.
Die Stiche sind eigentlich immer Vorstiche. Sie werden meistens parallel gesetzt, mit einem kleinen Abstand dazwischen. Die Länge der Stiche und die Breite der Abstände sowohl in der Breite als auch in der Höhe sind verschieden. Man kann Kurven und Kreise sticken oder eben nur gerade Linien. Ich stand jedes Mal vor der Wahl: Wo anfangen? Arbeite ich waagerechte oder senkrechte Linien? Folge ich dem Lauf der Guttalinien oder sticke ich nur Geraden? Welches Garn paßt zu welcher Fläche?
Das Gesicht habe ich mit Quiltgarn ausgestickt. Der Mund ist mit zweifädigem Garn gearbeitet.
Das Haar auf der linken Seite habe ich zu einer Rolle geformt. Es ist mit Perlgarn gestickt. Die Stiche sind sehr dicht gesetzt und relativ klein, weshalb sich der Stoff zusammenzog.
Durch die gleichmäßigen Abstände zwischen den Stichen ergeben sich "Wülste", die hier auf dem Foto eher den Eindruck von schlaffer Haut am Hals hinterlassen. In echt sieht es nicht so schlimm aus. Bei den Fingern ist die Wulstbildung nicht so auffällig.
Dieser Abschnitt gefällt mir besonders gut. Zum Einen treffen hier die verschiedenen Farben und Qualitäten aufeinander. Zum Anderen sind die Linien in verschiedene Richtungen gestickt, was hier sehr lebendig wirkt. Für den Hintergrund habe ich Stopfgarn mit einem Faden Stickgarn gemischt. Auf der Suche nach einem dunklen Grauton bin ich leider nicht fündig geworden. Überall hat man einen anderen Farbton mit dabei. Ganz so optimal finde ich meine Lösung nicht, aber es ist o.k.
Die Augen sind das Auffälligste am Portrait, finde ich. Sie stechen durch ihre türkise Farbigkeit hervor und sind zudem ohne Augäpfel gemalt. Auf dem Original finde ich die Frau ein wenig schielend durch die verschieden großen Augen. Bei mir wirkt es nicht so (finde ich). Wie den Mund, habe ich auch die Augen ausgestickt.

Modigliani übrigens war ein italienischer Zeichner, Maler und Bildhauer. Er wurde 1884 in Livorno geboren und starb 1920 in Paris an Tuberkulose. Er wird als der letzte Bohemien bezeichnet und sein Leben war geprägt von Lungenrankheiten sowie Exzessen mit Alkohol und Drogen. Hauptmotiv seiner Arbeiten war der Mensch. Er malte und zeichnete zudem sehr viele Akte. Seine Portraits und Skulpturen zeigen oft Menschen mit langgezogenen Köpfen und Hälsen sowie mandelförmigen Augen. Der Wiedererkennungswert ist durch diese Elemente sehr hoch. Modigliani folgte keinen aktuellen Strömungen und war dadurch als Individualist kommerziell wenig erfolgreich. Wie bei so vielen Künstlern kam der Erfolg erst nach seinem Tod. Tragisch ist auch das Schicksal von Jeanne Hebuterne. Einen Tag nach dem Tod Modiglianis nahm sie sich das Leben. Sie war im 8.Monat schwanger. Ihre gemeinsameTochter wuchs dann bei seiner Schwester in Florenz auf.
Nun freue ich mich auf meine Collage.
Begrüßen möchte ich noch eine neue Leserin. Herzlich willkommen,
Ines, und viel Spaß beim Schmökern in den Posts. Vielen Dank für Eure Kommentare zu meiner Collage.
Bis bald! Vielleicht dann auch auch ohne Schnee. Heute hat es wieder den ganzen Tag geschneit. So schön die weiße Landschaft auch aussieht, es ist genug jetzt!
Petruschka