... den Steg der Wünsche? Das ist eine Aussichtsplattform auf der Leuchtenburg in Seitenroda und gehört zum Ausstellungskonzept der Porzellanwelten Leuchtenburg.
20 Meter ragt der Steg über die Burgmauern hinaus. Das Weiße am rechten Bildrand ist kein Schnee (obwohl es, als wir die Leuchtenburg besuchten, immer wieder mal schneite), sondern Reste von Porzellantellern, die beschrieben mit einem Wunsch, von oben in die Tiefe fallen gelassen werden.
Die Tochter filmte mich beim Herunterwerfen.
Zuvor konnten wir einen Teller aussuchen ...
... diesen im Skriptorium
... mit einem Wunsch beschreiben
... und dann auf dem Steg der Wünsche in die Tiefe fallen lassen.
Ich hatte zur Tochter rübergelinst und mir kam fast das Lachen, als ich ihren Wunsch las: Weltfrieden für alle. Das hätte ich nämlich auch beinahe geschrieben. Aber die Ähnlichkeit zum Film "Und täglich grüßt das Murmeltier" war mir dann doch zu nahe.
Am Sonnabend vor einer Woche also nahmen wir die knapp einstündige Fahrt zur Leuchtenburg auf uns. Sie war schon seit längerer Zeit unser Ziel, aber bislang kam immer etwas dazwischen. Die Leuchtenburg nahe Kahla ist eine Höhenburg und mit ihre fast vollständig erhaltene Anlage aus doppelten Mauern, Wallgräben und Wehrtürmen als "Königin des Saaletales" bekannt.
Modell der Leuchtenburg
Die 1221 erstmals erwähnte, weiträumige Burganlage, heute Museum, war mittelalterlicher Amtssitz, Armen- sowie Irren- und Zuchthaus. Davon zeugen mehrere Schriftstücke und Ausstellungsstücke.
Gefangene mußten zum Beispiel ein Hamsterrad betreiben, um Wasser aus einem Brunnen zu fördern. Das waren die sogenannten Brunnentreter. Hier versuchen sich gerade der Mann und die Tochter daran.
Zuerst umrundeten wir das Burggelände und sahen immer wieder Zeugnisse der früheren Zeiten.
War mit dem Donnerbalken ja fast ein modernes Toilettensystem angeschrieben,
... gab es gegenüber in der Burgmauer ein mittelalterliches - das kann eine Kriegswaffe sein, meinte der Mann😁.
Überall gab es Überbleibsel und Nachahmungen mittelalterlicher Bestrafungen: Fesseln, Martertürme und Schandmasken.
Es gibt einen großen Rittersaal, mehrere Burgverliese, Lanzen, Kanonen und natürlich Rüstungen.
Vom Bergfried. den man mittels einer engen Wendeltreppe ersteigen konnte, hatte man einen guten Blick auf die Umgebung. Ich zeige ihn vom Steg der Wünsche aus.
Nachdem wir die mittelalterlichen Zeugnisse bewundert hatten, besuchten wir die Porzellanwelten. In zwei Häusern kann man in die Geschichte des Porzellans eintauchen. Angefangen von der Suche Böttchers nach Gold, bei dem am Ende dann das Porzellan entstand.
Tja, welche Zutaten werden gebraucht und in welchen Mengen? Mann und Tochter experimentierten mit den Materialien. Natürlich gab es auch ein Erfolgserlebnis. Die benötigten Zutaten verrate ich Euch am Ende des Postes. In verschiedenen Räumen gab es Einblicke in die Welt des Porzellans.
Solche Figuren kennt Ihr vielleicht noch von Euren Omas? Anhand der Porzellanmädchen wird erklärt, wie die feine Spitze entsteht. Es ist tatsächlich Spitze, die in Porzellanmasse getaucht wird und beim Brennen verglüht. Diese Technik existiert seit ca. 1880.
An solche Isolatoren aus Porzellan kann ich mich noch gut erinnern.
Tassen für Linkshänder haben wir schon gesehen und fanden sie schon schräg witzig. Dieses besondere Tassendesign ist für Bartträger gedacht. Seit den 1870er Jahren schützen sie den Kaiser-Wilhelm-Bart vor Hitze und Feuchtigkeit.
Bei diesen Figuren dachte ich schon: "Oh, wie interessant, die Mädels kämpfen wohl gegen den Sturm."
Weit gefehlt, das ist ein Fehlbrand 😂.
Man erfährt viel über die Bedeutung von Porzellan als Status- und Machtsymbol und wie es die Esskultur veränderte. Höhepunkt ist eine Interpretation eines Porzellankabinetts, wie sie im 18. Jahrhundert an den Höfen entstanden. Es gab aber auch Gebrauchsporzellan aus verschiedenen Jahrhunderten und Stilrichtungen.
Im Treppenhaus steht die mit 8 Metern höchste Vase der Welt. Alle 10 Minuten wird sie in ein wunderbares Licht getaucht.
Gegenüber kann man durch eine Lupe die kleinste Teekanne der Welt bewundern: Sie ist gerade mal 3x 3x4x4 mm groß. Also, wenn Ihr mal den Nagel deines kleinsten Fingers betrachtet, ist der geradezu groß dagegen.
Zum Schluß waren wir noch in der Porzellankirche. Sie ist mit einem Lamellen-Vorhang aus matt-weißem technischem Porzellan ausgestattet, der von der Decke bis zum Boden reicht und für einen ganz besonderen Raumeffekt sorgt.
Das war schon ein schöner Abschluß. Noch besser wäre ein kleines Orgelkonzert gewesen. Tatsächlich finden hier regelmäßig Gottesdienste, aber auch Konzerte und Lesungen statt.
Immer wieder sind uns drei Gesellen begegnet. Als wir gegen 10.30 Uhr die Tickets kauften, betraten sie den Kassenraum und überraschten uns mit der Forderung nach einem Weihnachtsgedicht.
Die Tochter dichtete kurzerhand eins, der Mann kam mit "schwarzer Pädagogik" (... stecke deine Rute ein ...), mein "Petit Papa Noel" wollten sie schon nicht mehr hören. Geschenke bekamen wir leider auch nicht 😕. Dennoch war es eine witzige Begegnung, weil unerwartet. Und diese Herrschaften hatten sich die Vorweihnachtszeit sicher auch anders vorgestellt.
Im Hof standen zwei kleine Buden, wo Glühwein, Waffeln und Weihnachtsdeko verkauft wurden. Die Betreiber hatten mittelalterliche Kleidunge an und, etwas asynchron, Weihnachtsmannmützen auf.
Eigentlich sollte es ja ein Weihnachtsmarkt-Lichterfest geben. Aber ja, das fand nicht statt.
Innen gab es ebenfalls zwei Stände. Wir haben Weihnachtsplätzchen mitgenommen, die wir am späten Nachmittag zum Kaffee gleich verputzten. Porzellan-Teebecher aus Kahla hatten wir unlängst schon als Geschenke in einem der Fachgeschäfte gekauft.
So habe ich als Andenken und kleine Nützlichkeit einen Meßbecher aus Porzellan mitgenommen.
Schon beim Hinaufgehen war mir ein besonderes Kunstwerk der Natur aufgefallen. Das will ich Euch nicht vorenthalten.
Insgesamt war es für uns drei ein sehr spannender und lehrreicher Besuch. Ich hoffe, ich habe Euch nicht gelangweilt.
Abschließend noch die Antwort auf die Ingredenzien zur Herstellung von Porzellan. Man braucht Kaolin, Feldspat und Quarz. Vielleicht seht Ihr ja Euer Porzellan jetzt ja mit anderen Augen, wenn Ihr wißt, daß es langer Versuche und einer Menge Phantasie bedurfte, dieses edle Material herzustellen.