16 August 2017

G wie

... Ginkgo. Wenn man wie ich in der Nähe von Weimar wohnt,  verpflichtet das geradezu und muß das einfach sein.
 
 
Leider gibt das Foto nicht wieder, daß das Blatt mit golden schimmernder Textilsprühfarbe auf einen selbstgefärbten Stoff gesprüht wurde.
 

Für das Blatt hatte ich eine Schablone angefertigt. Im Eifer des Gefechtes habe ich dann ziemlich kräftig gesprüht, sodaß die Feuchtigkeit auch unter die Schablone kroch und einen dunkleren Rand bildete. Golden habe ich gewählt, weil die Blätter im Herbst so wunderschön gelb leuchten. Wie schon mehrfach angedeutet, stehen vor unserer Schule und meinem Klassenzimmer Ginkgobäume.
 
 
 Der in Weimar wirkende Geheimrat Goethe widmete dem Ginkgo-Baum sogar ein Gedicht. Der damals 66-jährige Goethe schieb das Gedicht für die  31-jährige verheiratete Marianne von Willemer, mit welcher ihn eine tiefe Liebe verband. Goethes Ginkgo Gedicht ist im Buch „Suleika“ des „West-östlichen Divan“ enthalten, in dem Hatem und Suleika in Dialog stehen und die Seelenverwandtschaft zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Marianne von Willemer verkörpern.
 
 Gingko Biloba

Dieses Baum's Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut.

Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Daß man sie als eines kennt?

Solche Frage zu erwidern,
Fand ich wohl den rechten Sinn;
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Daß ich eins und doppelt bin?

Der Baum hat eigentümliche Blätter mit einer eleganten und herzförmigen Blattform. Es ist schwer zu entscheiden, ob das Blatt aus zwei Hälften, die sich in eins verschmelzen, besteht, oder ob es ein ganzes darstellt, das sich in zwei Teilen trennt. Im zweilappigen Blatt des Ginkgo sah Goethe die zwei (weiblichen und männlichen) Kräfte der Natur miteinander verschmelzen, oder aber die Zweiheit aus der Einheit heraus wachsen.
Als Naturforscher beschäftigte Goethe sich neben der Dichtkunst mit Botanik und Gartenkunde. Zu Lebzeiten Goethes war es unter den Adeligen ein beliebtes Hobby, Pflanzen ferner Länder zu importieren und hierzulande zu züchten. So brachte sich Goethe ein in die Aufzucht von Ginkgobäumen in herrlichen Parkanlagen und Orangerien, wie im Schloss Belvedere zu Weimar. Heute steht ein äußerst stattlicher „Goethebaum“, ein mehr als 200 Jahre alter Ginkgobaum im botanischen Garten zu Jena; allein 90 große Ginkgobäume findet man in Weimar. Den bekanntesten, nämlich der am Fürstenhaus - heute die Hochschule für Musik - habe ich kurzentschlossen aufs Foto gebannt. Dieser wurde 1820 gepflanzt und ist der älteste Ginkgobaum Weimars. Jeder Stadtrundgang führt unweigerlich an diesem Baum vorbei.


Als unvergessliches Symbol lebt der Ginkgo biloba in der Goethestadt Weimar weiter. Selbst die Außenfassaden des Goethe- und Schillerhauses sind in den leuchtenden Farben des herbstlichen Ginkgo Laub gestrichen. Hier in Weimar gibt es auch ein kleines  Ginkgomuseum. Wenn Vertreter der Stadt Weimar in offizieller Mission unterwegs sind, haben sie als Gastgeschenk meist einen kleinen Gingkobaum im Gepäck.
Schon bei einem früheren AMC-Tausch im Jahre 2011 hatte ich für Klaudia eine Ginkgo-AMC gearbeitet.


Auch Klaudia hat den Ginkgo gewählt. Nur Gemüse zu applizieren wäre ihr dann doch zu langweilig gewesen, schreibt sie. Naja, als Gemüse mag ich den Grünkohl schon gern, auch einem Grauburgunder bin ich nicht abgeneigt. G wie Gänsebraten geht auch (allerdings nicht mehr für mich ;-), eher Grünkern. Wie dem auch sei, Klaudia  hat den Ginkgo gleich mehrfach auf der Karte verewigt.
 
 
Der Stoff mit den kleinen Blättern ist sehr hübsch und bildet einen schönen Rahmen für die beiden stilisierten Ginkgoherzen und das freihand gestickte Blatt. Ein gelungener Tausch, wie ich wieder finde. Bei Klaudia findet Ihr alles Wissenswerte über den Ginkgobaum, deshalb habe ich mich auf Weimar konzentriert
 
Petruschka

11 Kommentare:

  1. Vielen Dank für die (wie immer)ausführlichen Informationen. Ich habe schon bei Claudia angeregt, ob ihr nicht mal alle eure AMC ausstellen möchtet. Reichlich sind doch vorhanden, oder nicht? Grüße von Rela

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  2. Sehr gelungen sind deine Applikationen. Der Ginko ist für mich auch ein wunderbarer Baum. Ein mächtiger sehr hoher Ginko wächst auf der Insel Reichenau. Und die herbstfärbung sehr eindrucksvoll. Ehemaligen Kollegen pflanzten mal einen Baum zu ihrer Verabschiedung an der Schule. Dort sammelte ich immer die Blätter. Liebe Grüße von Frauke

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  3. Liebe Petra,
    ich hätte es auch gedacht - nichts anderes als Gingko kam für den Buchstaben "G" in Frage! ich finde das mit dem dunklen Rand gut gelungen, auch wenn es nicht beabsichtigt war, manchmal sind die ungewollten Effekte die besten.
    LG
    Valomea

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  4. Viele fühlen sich vom Ginkgo angesprochen und so habt ihr ein sehr beliebtes Motiv ausgesucht. Vor unserer Haustür steht auch einer, GsD wächst er sehr langsam und wird uns nicht so schnell im Weg umgehen. Danke für deine fundierten Erläuterungen zum Thema.
    LG eSTe

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  5. So schöne Karten habt ihr genäht! Und die tollen Informationen dazu. Ich bin immer ein wenig schlauer nach deinem Blogbeitrag. Vielen Dank dafür!
    Liebe Grüße,Marita

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  6. So zauberhafte Karten sind das geworden. Ich mag den Gingko sehr und hüte immer noch das kleine Gingkostöffchen, das ich mal von Dir bekommen habe.
    glg Susanne

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  7. Liebe Petra,
    ich liebe Ginkoblätter, wir haben auch eine Straße über unserer viel Ginkobäume. Eure Karten sind sehr schön geworden.
    LG, Britta

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  8. In unserem Nachbarkarten steht ein großer Ginkgobaum, den ich sehr bewundere. Seine Blätter sind einzigartig. Das Blatt schreit geradezu danach auf einer Karte verewigt zu werden. Sehr schön sieht Deine Karte aus. Und danke für die tolle Information.
    LG Ingrid

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  9. Liebe Petra,
    ich mag die Gingko-Blätter auch sehr gerne, sind schon was besonderes find ich. Bei uns sind sie eher selten, schön, dass sie bei euch so präsent sind.
    Und somit find ich auch eure Karten ganz wunderbar, hab deine schon bei Klaudia bewundert.
    Liebe Grüße
    von Sabine

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  10. Liebe Petra,
    dein Gink-Blatt ist ganz toll getroffen, sehr schön fand ich auch deinen Hintergrundbericht!
    Liebe Grüße von Martina

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  11. Liebe Petra,
    wie schön, zwei Frauen ein Gedanke. G wie Gingko war auch gleich meine Assoziation. Ein Gedicht von Göthe hätte ich allerdigs nicht erwartet und mich sehr darüber gefreut. Hast Du schön dazu ausgesucht. Dein goldenes Gingkoblatt finde ich sehr gelungen.
    Liebe Grüße Anke

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Danke für Deinen Kommentar, ich freu mich sehr darüber.
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