... war vom 15. bis 20.2. unser Reiseziel. Wie schon berichtet, begleiteten wir das Tochterkind zur Karate-EM (schon das vierte Mal im Übrigen). Und wie im Vorjahr gewann sie die Bronzemedaille und das ohne Gegenpunkt!
Im Halbfinale schied nach einem 0:0 nach Kampfrichterentscheid gegen die spätere Siegerin aus und erkämpfte sich in der Trostrunde gegen die amtierende Vizeweltmeisterin den 3.Platz. Die Medaille ist ganz schön schwer. Das paßt gut, denn in der Kategorie + 59 kg (unter 18 Jahren) starten die "schweren" Mädchen ;-)), das heißt, es gibt keine höhere Gewichtsklasse.
Sofia, mit Betonung auf dem "o", ist die Hauptstadt Bulgariens. Hier leben ca. 1,4 Millionen Einwohner. Unser Hotel befand sich unweit des Zentrums, das wir somit auch fußläufig erreichen konnten. Den Donnerstag nutzten wir, die Gruppe der begleitenden Eltern, zum Stadtbummel.
Die vom Hotel ins Zentrum führende Straße zeigte schon nach wenigen Metern, wie sehr das noch Alte und das Neue das Stadtbild zeichnen.
Auch die Globalisierung macht vor Bulgarien nicht halt. Das kleine Häuschen für den Verkehrspolizisten wirkt da ein wenig anachronistisch.
Die Moschee Banja Baschi, die zu den wenigen erhalten gebliebenen osmanischen Bauwerken Sofias zählt, empfängt uns auf dem Weg in die Innenstadt als erstes Wahrzeichen.
Direkt gegenüber liegt die Zentrale Markthalle. Sie wurde zwischen 1909 und 1911 erbaut und war zu der Zeit der erste überdachte Marktplatz Bulgariens. Der Bau ist eines der wenigen Beispiele für Jugendstilarchitektur in Bulgarien. Jahrelang dem Verfall preisgegeben, erstrahlt sie seit dem Jahre 2000 wieder in neuem Glanz.
Seht Ihr den blauen Himmel? Die Sonne strahlte, aber dennoch war es kalt. Schnee lag aber nur noch an vereinzelten Stellen, wie direkt hinter der Moschee, wo sich das ehemalige Mineralbad befindet.
Zahlreiche bunte Keramikfliesen zieren die Fassade des symmetrisch angelegten Baus.
1911 im Stile des bulgarischen Historismus erbaut, diente es lange Zeit als öffentliches Badehaus. Noch heute tritt 46° heißes Mineralwasser aus. Sofioter versorgen sich hier mit dem Wasser, das auch ich probiert habe.
Baden oder Wäschewaschen in den Becken ist allerdings verboten, wie uns ein Schild kundtat ;-).
Weiter ging es in Richtung Zentrum, vorbei an der Statue der heiligen Sofia. Dieses Denkmal ist relativ neueren Datums, nämlich aus dem Jahre 2001.
Auf ihrem linken Arm hat eine Eule Platz genommen. Das kleinere Häuschen hinter ihr ist ein Eingang in die Metro.
Am anderen Ende dieses weitläufigen Platzes befindet sich das Gebäude der ehemaligen Kommunistischen Partei. An dessen Seite wiederum ist der Amtssitz des Präsidenten - ein weiterer Anachronismus.
Die Dächer im Vordergrund gehören zum Archäologischen Museum und geben den Blick frei auf zum Teil prähistorische Exponate. Überreste der alten Siedlung Serdica finden sich im Freien vor einem anderen Eingang in die Metro (im Hintergrund sind die Moschee und die Markthalle zu sehen).
Auf dem Weg zur Alexander-Newski-Kathedrale stießen wir in einem kleinem Park hinter dem Ethnographischen Museum auf einen versteinerten Trabant.
Dass Bulgarien ein christlich-orthodox geprägtes Land ist, läßt sich an den zahlreichen Kirchen mit den zauberhaften Zwiebeltürmen erkennen. Ein glänzendes Beispiel ist die russische Sweti-Nikolai-Kirche, die sich am Ende des Parks befindet.
Überrascht war ich, ein Puschkin-Denkmal zu finden. Es befindet sich gegenüber der Nikolaikirche.
Unweit davon gibt es noch die Heilige Synode, das oberste Organ der orthodoxen Kirche, die Kirche Sweta Sofia und dann die alles überragende Alexander-Newski-Kathedrale.
Der Name der Kirche erinnert an den russischen Großfürsten und Herrscher Alexander Newski (1220 - 1263). Seit seiner Heiligsprechung durch die russisch-orthodoxe Kirche im 16.Jahrhundert gilt er als ein Symbol der Überlegenheit des Christentums. Nach der Befreiung Bulgariens von der osmanischen Herrschaft durch russische Truppen 1877/1878 beschloß man also, dem russischen Volk ein Denkmal zu setzen. Die Kirche wurde von 1882 bis 1912 gebaut. Das Innere ist so grandios, wie das Äußere es vermuten läßt.
Marmor aus Carrara, Onyx und Alabaster aus Brasilien als Baumaterialien, Reliefverzierungen an den Wänden, wunderbare Fußbodenfliesen und zahlreiche Ikonen als Kirchenschmuck - aber nirgends sind Bänke oder Sitzgelegenheiten zu finden. So kommt die Weite des Innenraumes vollends zum Tragen. Übrigens, was der christlichen Kirche die Priester sind, sind der orthodoxen Kirche die Popen. Ich kam nicht auf dieses Wort. Wer wußte es wieder - mein Mann, der Kluge.
Weiter ging es zur Universität. Könnt Ihr die kyrillischen Schriftzeichen erkennen? Lesen und verstehen konnte ich sie immer, nur mit dem verstehenden Hören haperte es.
Daraufhin ging es in den nahegelegenen Doktorgarten, wo sich weitere Reste des antiken Serdica befinden.
Der Doktorgarten heißt übrigens so, weil hier ein Denkmal an die im russisch-türkischen Krieg gefallenen russischen Ärzte und Sanitäter erinnert.
Hier war dann auch schon das Ende der Innenstadt erreicht. Also machten wir uns auf den Rückweg, wieder an der Kathedrale vorbei in Richtung Zentrum. Dabei passierten wir die Galerie für ausländische Kunst, in der sogar Werke von Picasso, Dalì und Matisse hängen. Leider blieb keine Zeit für einen Besuch.
Der Rückweg führte uns am Denkmal für den Zaren Samuil vorbei. Er war von 997 bis 1014 einer der letzten Zaren des ersten bulgarischen Reiches.
Wir passierten wunderschön restaurierte Bürgerhäuser, ...
... aber auch stark renovierungsbedürftige Wohnhäuser - lieblose Mietskasernen, die schon in die Jahre gekommen sind.
Dann nahmen wir noch den südlichen Teil der Stadt in Angriff, der uns in einen weiteren Park führte. Dort konnten wir den geschlossenen, weil in Rekonstruktion befindenden, Kulturpalast bewundern - allerdings versäumte es der Fotograf, dies auch festzuhalten. Er war wohl so fasziniert von der Möglichkeit, in der Sonne sitzend einen Kaffee trinken zu können. Bulgarien wird im nächsten Jahr den EU-Vorsitz übernehmen und dafür wird der Palast auf Vordermann gebracht. 2019 wird Sofia Kulturhauptstadt Europas sein. Die umgebende Grünanlage war jedenfalls gut besucht. Eingangs des Parks steht noch das Denkmal "1300 Jahre Bulgarien", das im Jahre 1981 eingeweiht wurde.
Der Donnerstag war auch der einzige Tag, den wir für uns hatten. Denn die anderen Tage verbrachten wir in der Sporthalle, um unsere Kinder, die in unterschiedlichen Alters- und Gewichtsklassen starteten, anzufeuern.
In diesem Jahr waren die anderen Nationen erfolgreicher. Die deutschen Sportler errangen insgesamt fünf Bronzemedaillen.
Am Montag Morgen, unserem Abreisetag, bot sich mir folgender Anblick, als ich das Fenster öffnete.
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Über Nacht waren erst die Temperaturen und dann auch Schnee gefallen. Seht Ihr die Schneekante unten rechts? Wir konnten beobachten, daß gleich Unmengen Salz verstreut wurden. Die deutschen Karateka flogen schon ganz früh am Morgen (6.15 Uhr) und da mußte die Maschine erst enteist werden. Wir starteten pünktlich und waren auch vor der Zeit in Frankfurt - wir hatten wohl Rückenwind ,-).
Im Hintergrund des Fotos sind Kühltürme und rauchende Schornsteine zu sehen. Der Smog lag an allen Tagen über der Stadt und machte mir schon ein wenig zu schaffen. Auch in punkto Sauberkeit lag so manches im Argen. Immer wieder sahen wir bettelnde Menschen, manche wurden auch zudringlich. Ein Leva ist etwa 50 Cent wert. In der Nähe des Hotels gab es einen Billa, wo wir uns relativ preiswert mit Lebensmitteln versorgen konnten, denn in der Halle gab es nur Popcorn zu kaufen.
Mit der Metro, es gibt allerdings nur zwei Linien, ist man relativ zügig auch an entfernteren Orten. Mit dem Taxi zu fahren ist nicht teuer, allerdings steht man permanent im Stau, egal, zu welcher Zeit man unterwegs ist. Der Taxifahrer, der uns zum Flughafen brachte, konnte ein paar Brocken Deutsch sprechen. Mit Russisch kamen wir wenig weiter; die besten Erfolge hatten wir mit Englisch. Meine Englischkenntnisse sind sehr rudimentär. Nur gut, daß Madeleines Trainer dabei war - er hat sein Studium zum Teil in englischer Sprache absolviert.
So, nun ist mein halber Reiseführer Bericht über unseren Sofia-Aufenthalt zu Ende. Vier Abende habe ich daran gebastelt. Warum das so lange gedauert hat? Ich kam immer erst nach 21.00 Uhr an den Laptop und da blieb eben nicht mehr viel Zeit vor dem Zubettgehen.
Nun werde ich mich mal wieder der Nähmaschine widmen, die ich seit über zwei Wochen nicht angerührt habe. Ja gut, ich habe gestrickt. Das angefangene Paar Socken steht vor der Vollendung. Also, das nächste Mal gibt es auch mal wieder Gewerkeltes zu sehen. Denn morgen ist unser allmonatlicher Nähtermin und da wir ein neues Projekt angefangen haben, sollte ich da mal Gas geben.
Habt auch Ihr ein schönes Wochenende.
Petruschka