... hatte ich für die zweite Runde des
Kreativprojektes vorgeschlagen. Da waren wohl die Pferde mit mir durchgegangen (Redewendung!). Aber ich stand noch sehr unter dem Eindruck der Vorbereitung und der Durchführung eines Sprachen-Workshops im Rahmen des Wissenschaftstages an unserer Schule, zu dem wir Fremdsprachenlehrer eingeladen hatten. Da war es nicht verwunderlich, daß mir der Kopf nur so schwirrte (sic!) vor Sprichwörtern und Redewendungen.
Beim Gelde hört die Freundschaft auf.
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.
Man muß das Eisen schmieden, solange es heiß ist.
Wer A sagt, muß auch B sagen.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt.
Und so weiter und so fort ... Und damit kam ein weiteres Sprichwort ins Spiel: Wer die Wahl hat, hat die Qual. Ideen purzelten nur so, doch keine konnte so richtig punkten. Bis, ja bis dann ich den Spruch hatte: Reisen bildet.
Ursprünglich sollte Frankreich als mein Lieblingsreiseland im Vordergrund stehen. Doch als ich den Spruch googelte, verfiel ich auf das Gedicht von Matthias Claudius "Urians Reise um die Welt". (Wenn Ihr bis dahin durchgehalten haben solltet, könnt Ihr das Gedicht am Ende des Posts lesen.) Und da verfiel ich auf die Idee, einen großen Lederkoffer mit verschiedenen Aufklebern aus verschiedenen Ländern darzustellen, so einen, wie man es früher von den Globetrottern kannte: aus Leder, mit Gebrauchsspuren und mit vielen, vielen Aufklebern. (Heute werden ja diese praktischen Rollkoffer vorgezogen.) Und was liegt näher, als Städte zu wählen, die ich schon besucht habe. Natürlich war ich schon in mehr Städten, als hier die Aufkleber das weismachen (sic!) wollen. Außerdem sieht man ja nur eine Kofferseite ;-). Doch der Reihe nach:
An verschiedenen Stellen habe ich schon erwähnt, daß ich neben dem Fach Französisch auch Russisch studiert habe. Neben dem einjährigen Teilstudium 1985/1986 in Rostow am Don war ich 1998 zu einer zweiwöchigen Weiterbildung in Moskau. Klar haben die Städte ihre muttersprachliche Bezeichnung auf den Aufklebern. Und so wird eben Mockba in kyrillischen Lettern geschrieben und Maskwa gesprochen. In den zwei Wochen damals sind wir im Winter angekommen und im Frühling abgefahren. Es war echt extrem. Schnee so hoch, daß wir darin versanken und eisige Temperaturen und kaum 10 Tage später 20 Grad bei herrlichstem Sonnenschein. Vormittags hatten wir Unterricht und den Nachmittag zur freien Verfügung. Natürlich waren wir im GUM und im Lenin-Mausoleum. Im Kreml waren wir bei zwei Ballettvorstellungen und haben die Kirche, die mit den vielen goldenen Kuppeln, besucht. Auch eine damals erst neu eingeweihte Kirche haben wir besucht. Wir waren bei einer Lesung und in einer Schule, wo Schüler der fünften Klasse vortrugen, wie sie sich das Verreisen in 25 Jahren vorstellten. Das historische Museum sieht wirklich wie ein Zuckerbackwerk aus. Ich hatte mir die Zeit genommen und bin zwei Mal in die Tretjakow-Galerie gegangen. - Ich bin gerade sehr darüber erstaunt, an wieviele Dinge ich mich noch erinnern kann. Über die doch ziemlich großen Küchenschaben, die über die Tische der Mensa spazierten, will ich mich lieber nicht auslassen ;-).
Weiter geht's mit
In Paris war ich mehrmals. Privat war ich erst ein Mal dort und das ist so ziemlich genau zwei Jahre her.
Hier habe ich davon berichtet. Alle anderen Aufenthalte passierten im schulischen Rahmen von Klassenfahrten und Austauschprogrammen. Ich erinnere mich gern an das Musée d'Orsay, den Friedhof Père Lachaise und die Conciergerie, die ich jeweils ohne Begleitung besucht habe. Im November 1995 war gerade der Beaujolais nouveau herausgekommen und wir saßen mit unseren (erwachsenen) Schülern unten im Foyer und blieben bis in die Puppen auf (sic!). Daß das A den Eiffelturm symbolisiert, ist wohl den meisten klar. Der lange Bogen unter dem S steht für die Seine, die durch Paris fließt.
Firenze ist für die Italiener, was für uns Florenz ist. Wir besuchten die Stadt, als wir 2002 in San Gimignano Urlaub machten. Das jüngste Kind war zu dieser Zeit nicht mal drei Jahre alt und wog ca. 15 Kilo. Warum diese Angaben so wichtig sind ? Nun, mein Mann schleppte auf seinen Armen besagtes Kind hoch bis auf die Domkuppel. Wenn ich mich recht erinnere, waren es über 400 Stufen, die über verschiedene Wendeltreppen führten. Auf dem Weg nach ganz oben kamen wir über einen Zwischengang fast bis direkt unter die Kuppel und konnte die prächtigen Deckengemälde bewundern. Allein diese sind den Aufstieg wert. Und weshalb wir uns auch immer an Florenz erinnern, ist ein Vorfall auf der Piazzale Michelangelo. Wir standen gerade vor der David-Kopie, als das jüngste Kind seinen Luftballon verlor. Dieser trudelte nun über den Platz und das Kind schrie aus Leibeskräften nach seinem Luftballon. Eine barmherzige Seele brachte ihn dann zurück und das Kind war wieder glücklich. Ende gut, alles gut. (sic!) Außerdem erinnere ich mich, daß wir vom Ponte Vecchio etwas enttäuscht waren und der darunter fließende Arno sehr verschmutzt war.
Prag, hmm, da sind die Erinnerungen verschwommen. In Prag war ich noch als Studentin. Die männliche Begleitung ist nicht mal mehr eine vage Erinnerung. Mit Sicherheit haben wir auf der Karlsbrücke gestanden und auf die Moldau geschaut.
Von Lissabon brauche ich hier nicht viel zu berichten. Die Erinnerungen sind noch sehr frisch und
hier nachzulesen.
In der Mitte des Koffers habe ich dann noch ein Herz appliziert, in dem der Anfang des Spruches zu lesen ist.
Natürlich hat die Quiltrückseite ein Logo bekommen. Der Quilt ist übrigens 36,5 cm x 32,5 cm groß. Hier noch einmal der Koffer.
Und für die, die durchgehalten haben, das Gedicht von Matthias Claudius, der von 1740 - 1815 lebte. Aber Vorsicht, das Gedicht hat 14 Strophen !
Urians Reise um die Welt
Wenn jemand eine Reise tut,
So kann er was verzählen.
D'rum nahm ich meinen Stock und Hut
Und tät das Reisen wählen.
Refrain:
Da hat er gar nicht übel drum getan,
Verzähl' er doch weiter, Herr Urian!
2. Zuerst ging's an den Nordpol hin;
Da war es kalt bei Ehre!
Da dacht' ich denn in meinem Sinn,
Das es hier beßer wäre.
Refrain:
3. In Grönland freuten sie sich sehr,
Mich ihres Ort's zu sehen,
Und setzten mir den Trankrug her:
Ich ließ ihn aber stehen.
Refrain:
4. Die Eskimos sind wild und groß,
Zu allen Guten träge:
Da schalt ich Einen einen Kloß
Und kriegte viele Schlänge.
Refrain:
5. Nun war ich in Amerika!
Da sagt ich zu mir: Lieber!
Nordwestpassage ist doch da,
Mach' dich einmal darüber.
Refrain:
6. Flugs ich an Bord und aus in's Meer,
Den Tubus festgebunden,
Und suchte sie die Kreuz und Quer
Und hab' sie nicht gefunden.
Refrain:
7. Von hier ging ich nach Mexico -
Ist weiter als nach Bremen -
Da, dacht' ich, liegt das Gold wie Stroh;
Du sollst'n Sack voll nehmen.
Refrain:
8. Allein, allein, allein, allein,
Wie kann ein Mensch sich trügen!
Ich fand da nichts als Sand und Stein,
Und ließ den Sack da liegen.
Refrain:
9. D'rauf kauft' ich etwas kalte Kost
Und Kieler Sprott und Kuchen
Und setzte mich auf Extrapost,
Land Asia zu besuchen.
Refrain:
10. Der Mogul ist ein großer Mann
Und gnädig über Massen
Und klug; er war itzt eben dran,
'n Zahn auszieh'n zu lassen.
Refrain:
11. Hm! dacht' ich, der hat Zähnepein,
Bei aller Größ' und Gaben!
Was hilfts denn auch noch Mogul sein?
Die kann man so wohl haben!
Refrain:
12. Ich gab dem Wirth mein Ehrenwort,
Ihn nächstens zu bezahlen;
Und damit reist' ich weiter fort,
Nach China und Bengalen.
Refrain:
13. Nach Java und nach Otaheit
Und Afrika nicht minder;
Und sah bei der Gelegenheit
Viel Städt' und Menschenkinder.
Refrain:
14. Und fand es überall wie hier,
Fand überall 'n Sparren,
Die Menschen grade so wie wir,
Und eben solche Narren.
Refrain:
Interessant, nicht wahr? Und toll, daß Ihr durchgehalten habt ;-). Denn Ihr wißt ja, dabei sein ist alles (sic!). Und wenn Ihr wissen wollt, was den anderen Teilnehmerinnen des Projektes eingefallen ist,
hier seid Ihr richtig.
Ich bin schon gespannt auf die nächste Herausforderung.
Petruschka