... Uganda, Ukraine, Ungarn, Uruguay und Usbekistan - es gab also eine recht kleine Auswahl - aber mehr als beim Q ;-)). Ich schwankte zwischen Ungarn und Usbekistan. Zum ersten Land fiel mir ein: Plattensee, Budapest, Donau, Gulasch, Puszta, Rosenpaprika ... Zum zweiten: Aralsee, Baumwolle, Wüste, Buchara, Samarkand, Seidenstraße - ja genau, Seide. In einem früheren Projekt war genau das Thema. Und Samarkand war einer der wichtigsten Umschlagplätze für Seide. Zudem hatte ich noch viele Seidenstücke, die ich hier gut verarbeiten konnte. So entstand die AMC zu Usbekistan.
Auf dem Untergrund aus Dupionseide habe ich hier mehrere verschiedene gefärbte Seidenmaterialien angeordnet. Da wären als erstes Seidenhanky, das direkt aus dem Kokon der Seidenraupe entsteht, indem man diesen einweicht und dann zu einem feinem Gespinst auseinanderzieht. So sieht das mehrlagig aus.
Darauf habe ich Fäden, die beim Schneiden der Seiden entstanden sind, zu einer Art Blüte zusammengelegt und fest gequiltet.
Mittig auf die Karte setzte ich ein Stück Silk Carrier Rod. Das sind abgeschnittene Spulenkerne bei der Herstellung von Seidengarnen. Auf dem unteren Foto sind sie oben (ganz) und unten (ausgezogen) zu sehen.
Auf dem Foto habe ich dazwischen verschieden große und verschieden eingefärbte Seidenkokons platziert. Der linke ist die andere Hälfte des auf der AMC befestigten Kokons. Außerdem kam auf der AMC auch Seidenstickgarn zum Einsatz. Auf dem Detailfoto ist rechts der halbe Kokon zu sehen.
Um Qualitätsseide zu erhalten, müssen Seidenraupen unter besonderen Bedingungen aufgezogen werden. Die Raupen verpuppen sich, wobei sie die Seide in speziellen Drüsen im Maul produzieren und in großen Schlaufen in bis zu 300.000 Windungen um sich herum legen. Sie werden mithilfe von Heißwasser oder Wasserdampf vor dem Schlüpfen getötet, um zu verhindern, dass die Kokons zerbissen werden. Jeder Kokon enthält ein ununterbrochenes, sehr langes und feines Filament. Drei bis acht Kokons bzw. Filamente werden zusammen abgewickelt oder gehaspelt (sogenannte Haspelseide), kleben aufgrund des Seidenleims zusammen und bilden ein sogenanntes Grège, einen Seidenfaden. Dieser Faden lässt sich zu glatten Textiloberflächen verarbeiten. Um 250 g Seidenfaden zu erhalten, werden um die 3000 Kokons benötigt, das entspricht etwa 1 kg.
Nun noch einige Basisinformationen zu Usbekistan. Usbekistan hat eine Fläche von 447.400 km² und liegt mitten in Zentralasien. Neben Liechtenstein ist es der einzige Binnenstaat der Erde, der seinerseits nur von Binnenstaaten umgeben ist. Das Land ist ein säkulärer, aber islamisch geprägter Staat. Taschkent ist die Hauptstadt und mit 3 Mio Einwohnern nicht gerade klein. Die Hauptsprache ist das Usbekische, aber Russisch ist als Lingua Franca sowie als Sprache der Bildung und Wirtschaft weiterhin von großer Bedeutung. Usbekistan ist in seiner heutigen Form erst in den 1920er Jahren als Sowjetrepublik entstanden. Als gelerntem DDR-Bürger sind mir vor allem der Aralsee, der Amurdarja und Syrdarja Begriffe. Deren Wasser wurde/wird abgeleitet, um die weit ausgedehnten Baumwollfelder zu bewässern, was wiederum dazu führte, daß der Wasserspiegel des Aralsees extrem sank und Klimaveränderungen erwartet werden. Meine erste Idee zu Usbekistan war ja, ein Bild zum Thema Baumwolle zu gestalten. Denn knapp 80 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche dienen dem Anbau von Baumwolle. Sie ist ein so zentrales Element der Kultur Usbekistans, dass man sie sogar auf dem Wappen des Landes findet.
Klaudia hat sich für Ungarn entschieden. Es ist immer wieder spannend, den Briefumschlag zu öffnen. Hat sie sich für dasselbe Land entschieden oder doch ein anderes gewählt? Welches Motiv hat sie gewählt? Ist dieses Motiv auch für mich charakteristisch für das Land? Auch für Ungarn hat Klaudia es wieder geschafft, das Landestypische herauszustellen.
Auf den Farben der Flagge hat sie das Gemüse Ungarns verewigt, die Paprikaschote. Über die ist sie wohl beim Recherchieren gestoßen. Auch ich finde das Motiv sehr treffend. Die Applikation ist wieder sehr gut gelungen und wie jedes Mal ist der Schriftzug makellos. (Wie macht sie das bloß?) Die Krönung ist aber die Umrandung in den passenden Farben der Flagge. Es scheint gerade so, als ob Klaudia die Flagge mit dem Wappen gearbeitet hätte ;-). Möglich wäre es, denn wenn Usbekistan die Baumwolle im Wappen hat, warum soll dann Ungarn nicht die Paprika haben? Auf ihrem Blog findet Ihr noch mehr Wissenswertes über Ungarn.
Für mich ist der Ferienalltag wieder eingezogen - Kochen, Wäsche, Bügeln, Transportdienste eben. Was ich in Lübeck und Plön so erlebt und gemacht habe, erfahrt Ihr im nächsten Post.
Petruschka
Deine Karte habe ich ja schon bei Klaudia bewundert, aber Deine Ausführungen hier über Usbekistan finde ich sehr interessant, das war mir alles nicht bekannt.
AntwortenLöschenLG, Britta
Liebe Petra,
AntwortenLöschenwarst Du mal dort - in Usbekistan? Du weißt eine Menge über die Seidenproduktion... Wir wollen nächstes Jahr eine Reise nach Usbekistan machen, ich hoffe das klappt.
Mit der Karte hast Du die Seidenproduktion gut eingefangen.
Ich bin noch ziemlich breit vom WE. Die Fahrt gestern hat länger gedauert als die am Freitag. So viele Baustellen!
Im Gepäck habe ich eine Schnipseltüte von Dir, die noch auf dem Tisch stand. Wächst Dir irgendwann wieder zu.
LG
Valomea
Liebe Petra, das sind tolle Informationen über Usbekistan. Das wäre ein sehr schönes Urlaubsziel, glaube ich.
AntwortenLöschenDeine Karte ist wunderschön geworden. So viele verschiedene Seiden hast Du genommen. Hast Du sie selbst eingefärbt?
glg Susanne
Liebe Petra,
AntwortenLöschenherzlichen DAnk, für deine schöne Karte mit U;-)..und deinen Bericht dazu, sehr informativ und gut beschrieben.
Für den Buchstaben V hatte ich auch schon eine Idee, die ich gleich umsetzen musste;-)
LG Klaudia
Liebe Petra,
AntwortenLöschenwie immer habt ihr wunderschöne Karten getauscht. Deine Hintergrundinformationen zum jeweiligen Land finde ich ausserdem sehr informativ. Auch die Vorgehensweis zur Herstellung von Seide finde ich sehr interessant.
Herzliche Grüße
Gudrun